Auf ihrer Jahreshauptversammlung am 24. April 2023 zeigte sich die breite Akzeptanz der GEW in den Lehrerzimmern und Bildungseinrichtungen: Mitglieder aus fast allen Remscheider Schulformen und einzelnen Kindertagesstätten diskutierten mit dem stellvertretenden Landesvorsitzenden der GEW NRW Stephan Osterhage-Klingler über den „täglichen Wahnsinn“ im Berufsalltag von Lehrkräften und Erzieher*innen. Denn vor welchen Problemen und Herausforderungen die Kolleg*innen täglich stehen, darüber werden Eltern und die Öffentlichkeit meist nicht informiert.
So fragen sich die Kolleg*innen zu recht, wie man den Kindern und deren individuellen Bedürfnissen noch gerecht werden kann, wenn über 30 Kinder mit den unterschiedlichsten Anforderungen in einer Klasse sitzen, Fördermaßnahmen und Doppelbesetzungen aber auf Grund des Personalmangels wegfallen müssen. Sonderpädagogische Förderung oder Sprachförderung für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, fallen häufig für ad Hoc Vertretungen aus, wenn das Personal überhaupt an der Schule vorhanden ist. Dieses Arbeiten am Limit belastet die Kolleg*innen im System und hat Folgen: Die Unzufriedenheit, den Kindern nicht mehr gerecht werden zu können, führt zu erhöhtem Krankenstand bis hin zu ersten Kündigungen.
Dass die GEW auf Missstände im Bildungsbereich hinweist und sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt, machte Osterhage-Klingler deutlich. Dass das Ministerium auf Einschränkungen bei Teilzeit, größere Klassen und Abordnungen von Lehrkräfte in „schwache“ Regionen setzt, wird aus Sicht der GEW die Situation verschärfen. Der Lehrberuf bzw. das Berufsfeld Schule muss attraktiver gemacht werden. Und da sind gute Arbeits- und Rahmenbedingungen die beste Werbekampagne. A13/EG13 für alle Lehrkräfte ist hier ein erster Erfolg, für den die GEW seit Jahren gekämpft hat. Dass eine entsprechende Angleichung der Gehälter für Lehrkräfte des herkunftssprachlichen Unterrichts, Sozialpädagogen, Multiprofessionelle Teams stattfinden muss, dafür muss weitergekämpft werden. Die Arbeit der Fachleiter*innen, die in der Lehrerausbildung tätig sind, muss besonders im Grundschulbereich entsprechend honoriert werden, denn wo diese fehlen, können auch keine Lehrkräfte ausgebildet werden.
Dass auch die GEW nicht die Sofortlösung hat, den Lehrermangel von heute auf morgen zu verändern, ist allen bewusst. Umso wichtiger ist es, dass Multiprofessionelle Teams gestärkt, der Seiteneinstieg weiterentwickelt und Schulen durch Arbeitskräfte unterstützt werden, die sich mit z.B. IT- und Verwaltungsaufgaben beschäftigen, damit Lehrkräfte sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können: Die Arbeit mit den Kindern. Dies gilt für die Kindertagesstätten im gleichen Maße. Da sind sich die Remscheider GEW-Mitglieder einig. Aber auch die langjährige Forderung nach kleineren Klassen, nach einer Verbesserung des Studiums und des Berufseinstiegs bleiben bestehen, unterstreicht das Leitungsteam des Stadtverbandes, Lena Gebert, Diana Ikemeyer und Ralf Giefers-Kremer.